Aufnahme vom 7.2.2021
W.A. Mozart (1756 - 1791)
Missa solemnis, C-Dur, KV 337
Die „Missa Solemnis“ KV 337 war Mozarts letzte Salzburger Messe, komponiert 1780. Das Orchester steht dem Gesang in dieser Messe gleichberechtigt gegenüber. Im Salzburger Dom konnte Mozart mit der Besetzung eine besondere Wirkung erzielen, denn hier fand er alte, noch aus der Barockzeit stammende Gegebenheiten vor: An den Vierungspfeilern waren vier Orgelemporen, auf denen das Orchester und die Gesangsolisten in vier Gruppen aufgeteilt wurden, während der Chor als fünfte Gruppe mit eigener Orgel und Bass unten im Chorraum seinen Platz hatte. Damit erhielt die Gegenüberstellung von verschiedenen Instrumentengruppen aber auch von Solisten und Chor einen besonderen Reiz. Dynamische Kontraste und Abstufungen nützt Mozart hier geschickt: schon im Kyrie ein verhaltener schlichter Beginn, der nach einer Steigerung in einen leisen instrumentalen Ausklang mündet. Das Sanctus weist eine kleingliedrige Gegenüberstellung von Forte und Piano, kombiniert mit einer crescendomäßigen Steigerung auf. Ungewöhnlich kontrapunktisch ist das Benedictus gearbeitet. Meistens zeigt dieser Satz eine liebliche Melodik, hier jedoch ist es eine instrumentalverstärkte, stark von Chromatik durchsetzte Fuge, die letztendlich in das jubelnde „Hosanna“ führt. Im Agnus Dei konzertieren Orgel, Oboe und Fagott mit dem Solosopran. Mozart selbst nützte diese Messe auch nach seiner Salzburger Zeit gerne, wenn es darum ging, sich als Kirchenmusiker zu präsentieren. Bereits zu seinen Lebzeiten fand sie größere Verbreitung und gehörte wohl schon in den 1790er Jahren zum Repertoire der Wiener Hofkapelle.
Dr.in Maria Helfgott
Aufnahme vom 25.12.2019
Joseph Haydn (1732 - 1809)
Messe in G-Dur, Hob XXII:6
In der katholischen Tradition wurde der Namenstag (anstelle des Geburtstags) groß gefeiert. Haydn gab dieser Messe den Titel „Missa Sancti Nicolai In Nomine Domini di me Giuseppe Haydn 772“, die Messe ist also dem Heiligen Nikolaus gewidmet und wohl zum Namenstag von Haydns Dienstherrn, Fürst Nicolaus von Esterházy, 1772 komponiert. Sie wurde in der fürstlichen Schlosskapelle von Eisenstadt uraufgeführt. Der Nikolaustag ist der 6. Dezember, der bereits in die Vorweihnachtszeit fällt – ein Faktum, das den teilweise pastoralen, fast volkstümlich und eher intimen Charakter der Messe erklären könnte. Denn Pastoralmusik mit Violinen, Oboen und Hörnern, 6/8-Takt, Dreiklangsfiguren und liedhafter Melodik, wie es diese Messe zeigt, war damals allgemein, aber gerade auch zur Weihnachtszeit sehr beliebt. Die Messe scheint Haydn selbst geschätzt zu haben, denn später hat er wie auch sein Nachfolger Johann Nepomuk Hummel sie bei mehreren Gelegenheiten wieder aufgeführt. Dafür wurde auch die ursprünglich recht kleine Besetzung erweitert. Der zeitgenössische Biograph G. A. Griesinger schrieb über Haydn: Seine „Andacht war nicht von der düsteren, immer büßenden Art, sondern heiter, ausgesöhnt, vertrauend.“ Und diese Art der Frömmigkeit spiegelt sich auch in seinen Messen wider.
Dr.in Maria Helfgott
Joseph Mayseder (1789-1863)
Messe Es-Dur, op. 64
Joseph Mayseder, Solospieler des Orchesters der Wiener Hofoper und seit 1830 auch Violin-Direktor (Konzertmeister) der Wiener Hofmusikkapelle, komponierte zahlreiche Violinvirtuosenwerke und Kammermusik sowie als bedeutendes Spätwerk die Messe op. 64. Die Messe ist für gemischten Chor, Streicher, Fagotte, Klarinetten, Hörner, Trompeten, Posaunen sowie Pauke komponiert. Mayseder verzichtet zugunsten des Chors auf die sonst üblichen Gesangssoli. Dem innigen Adagio des „Kyrie“ folgt ein dreiteiliges „Gloria“. Rasche Staccato-Sechzehntel-Figuren der Violinen kennzeichnen das „Gloria“ und „Quoniam“. Das dazwischen liegende „Qui tollis“ (Larghetto) wird von einem den Chor umspielenden Klarinettensolo geprägt. Der Mittelteil des dreiteiligen „Credo“ ist ein getragenes „Et incarnatus“ (Adagio). Das „Sanctus“ in H-Dur beginnt in stimmungsvollem Pianissimo, gefolgt von einem kurzen „Benedictus“ in G-Dur. Nach dem „Agnus Dei“ in g-Moll kehrt Mayseder mit dem „Dona nobis“ nach Es-Dur zurück und schließt damit den Bogen zum musikalisch in den letzten Takten gleichen Kyrie. Die Uraufführung der Messe fand am 18. Juni 1848 in der Wiener Hofburgkapelle statt. Sie wurde von 1875 bis 1935 an 49 Neujahrstagen aufgeführt und hatte daher den Beinamen „Neujahrsmesse“. Die Beliebtheit der Messe ist durch 130 Aufführungen in der Hofkapelle eindrucksvoll belegt, wo sie bis zu drei Mal pro Jahr angesetzt war. Zuletzt erklang sie 1940. Im Druck erschien die Messe erst 18 Jahre nach der Uraufführung im Jahr 1866.
Raimund Lissy
Letzter Satz aus dem Kaiserquartett von Joseph Haydn in einem Ausschnitt eines Konzerts des Auner Quartetts am 16.10.2020 in der Wiener Hofburgkapelle.
Das Konzert ist Teil des Konzertzyklus mit dem Titel "Kultur Glaube Macht".